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Wissenswertes

Von Pemsen, Pfludern, Ziberln und Rossbauken

Braunau als historischer Mittelpunkt der Pflaumen-Sammlung.

 

 

Vor rund 150 Jahren war Braunau der Mittelpunkt der europäischen Pomologie. Der damalige Bürgermeister und Apotheker Georg Liegel (1777-1861) hatte in Braunau eine der reichhaltigsten Obst-Sortensammlungen seiner Zeit angelegt und sich dabei besonders auf Steinobst spezialisiert. Neben großfruchtigen Sorten, die Liegel aus aller Welt bezogen und in seiner Braunauer Baumschule vermehrt hat, war seine Sammlung vor allem wegen der Vielzahl regionaler Pflaumenformen bekannt. 

 

Diese Sammlungen sind inzwischen längst aufgelöst und von den mehreren Hektar großen Vermehrungsflächen ist heute nichts mehr übrig. Auch aus den ehemals reichhaltigen Gärten Oberösterreichs ist die Mannigfaltigkeit an Pflaumenformen größtenteils verschwunden.

 

Die Primitivpflaumen, wie diese kleinfrüchtigen Pflaumenformen fast abschätzig genannt werden, haben im Laufe der Jahre von ihren Besitzern und Züchtern sehr originelle Namen erhalten: Spendling, Rossbauken, Kriecherl, Bidling, Pemsen, Punzen, Pfludern, Ziberln, Zwispitz usw. umschreiben lautmalerisch die Früchte und nehmen meist Bezug auf ihre äußere Form.

 

 


Dass die kleinfrüchtigen Pflaumen so ganz und gar nicht primitiv sind, beweisen die zahlreichen Nutzungs- und Verarbeitungsmöglichkeiten: Die Kriecherl, wie die Formenvielfalt der Einfachheit halber oft zusammengefasst wird, sind nicht nur begehrte Naschfrüchte, sondern ergeben edle Marmeladen, Säfte, Schnäpse und Mehlspeisen.

 

 

Das Namenswirrwarr um die mittlerweile selten gewordenen Primitivpflaumen ist nicht weniger kompliziert als ihre taxonomische (sortenkundliche) Zuordnung. Die Bestimmung und Abgrenzung der Primitivpflaumen bereitet selbst Experten große Schwierigkeiten, da die Arten und Kleinarten ineinander übergehen und zudem regionaltypische Ausprägungen ein Zuordnen erschweren. Es verwundert daher auch nicht, dass zu diesem Thema für den Laien kaum brauchbare Bestimmungsliteratur vorhanden ist. 

Das Kriecherl-Projekt - auf den Spuren Georg Liegels

Unser Verein HORTUS hat sich u.a. das Ziel gesetzt, regionale Steinobstformen aufzuspüren und das Thema Primitivpflaumen wieder neu zu beleben. 2001 wurden im Auftrag von Hortus durch 2 Wissenschaftlerteams (DI Höglinger, Linz und Büro LACON, Wien) eine umfassende Erhebung des Primitivpflaumen-Bestandes im Raum Braunau und Umgebung sowie im Atterseegebiet durchgeführt. 


 Verein Hortus

Gesellschaft zur Erhaltung heimischer Kultur- und Wildpflanzen sowie Tierrassen

Sitz: Schloss Ranshofen

ZVR: 711777856

 

E-Mail:  verein@kulturgut-hortus.at